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Fagott-Reparateur will "Instrumente zu neuem Leben erwecken"

von Stefanie Zenke, dpa

(Hamburg/dpa) - In einer kleinen Werkstatt in Hamburg geben sich die Fagottisten berühmter Orchester die Klinke in die Hand: Hier repariert und restauriert der Chinese jiping Tan Fagotte aus ganz Deutschland und den Niederlanden. Auch Stammkunden aus japan und Hongkong geben ihre Instrumente bei "Tans Fagotteria" ab. Gerade eine Hand voll Spezialisten für Fagottreparaturen gibt es bundesweit.
"Mein Vorteil ist, dass ich das Instrument spielen kann und ein Gefühl dafür entwickeln konnte, wo der Fehler steckt", sagt der 45-jährige Chinese, der mit seiner Familie in Hamburg lebt.

Vom Orchestermusiker zum Fagottreparateur - geplant hatt Jiping Tan keines von beiden. "Es war nie meine eigene Entscheidung, etwas mit Musik zu machen". Vielmehr war s der Wille seiner Eltern, beide Musiker, dass er mit vier Jahren Klavier und acht Jahre später Fagottspielen lernte. Bereits als 16-Jähriger hatte er eine Orchesterstelle als Fagottist an der Pekinger Oper. Auch das Vorspiel an der Oper war die Idee seiner Eltern, "denn eigentlich hätte ich nach der Abschluss der Schule auf dem Land arbeiten müssen", erzählt er. So war das damals üblich in China, "und wenn du einmal da draußen warst, wußtest du nicht, ob du jemals wieder zurückkommst". Die Musik, pathetisch gesagt, hat Jiping Tan vor der Zwangsarbeit bewahrt.

Seine Eltern hatten weniger Glück: Getrennt voneinander, in so genannten Umerziehungslagern, wurde ihnen "ein Maulkorb" verpasst. da war Jiping sieben Jahre alt. "Mit Intellektuellen hat man das gerne gemacht, die waren in China einfach unerwünscht". Aus den lagern wieder entlassen wurde, wer seine Meinung nicht mehr öffentlich kundtat. Seine Schwester und er kamen ins Heim. "Heimlich", erinnert er sich, "habe ich dort im Keller auf einem verstaubten Klavier gespielt". Jahre später kam die Familie wieder zusammen.

Sein Weg führte den Chinesen in den 80-er Jahren nach Deutschland, wo er Musik studierte. Er absolvierte an der Musikhochschule in Hamburg sein Diplom als Orchestermusiker, spielte beim Schleswig-Holstein Musik Festival im Orchester und arbeitete Seite an Seite mit Leonard Bernstein und Sergiu Cellibidache.

Ein Tüftler war Jiping tan schon immer gewesen. "Ich habe mein Fagott selbst repariert, habe an ihm herumgebastelt". In der renommierten Hübner-Fagott-Werkstatt hat er sich das Handwerk "abgeguckt", wie Instrumente generalüberholt und restauriert werden. "Extremes Fingerspitzengefühl" braucht der Restaurateur, wenn er millimetergenau Klappenlöcher größer bohren muss, "um den Ton höher zu bekommen und doch nichts am Klang zu verändern", er Risse aus dem oft jahrhundertealten Ahonholz entfernt. Das Geschäft mit dem rotbraunen Holz läuft gut: Für das nächste halbe Jahr ist Jiping tan ausgebucht. "Ich bemühe mich, die Instrumente meiner Kunden zu neuem Leben zu erwecken".